Viele tolle Überraschungen beim Nistkasten leeren

Bei der diesjährigen Nistkastenreinigung gabs Spannendes zu entdecken:

Die kleine und seltene Haselmaus hat sich in ein verlassenes Meisennest eingekuschelt. Beim Öffnen des Nistkastens merkten wir, dass etwas im moosigen zugedeckten Nest liegen muss. Mit dem Spachtel zerteilten wir vorsichtig das Moos und zum Vorschein kam ein kleiner hellbrauner Fellknäuel, umringt mit dem langen Schwanz: eine Haselmaus lag bewegungslos im Nest. Nachdem wir ein paar Fotos gemacht hatten, deckten wir das Nest zu und hängten den Kasten wieder auf.

Übrigens: Die Haselmaus gehört der Familie nach nicht zu den Mäusen sondern zu den Schläfern, d.h. sie machen einen Winterschlaf wie der Siebenschläfer allerdings nicht in ihrem Sommernest sondern im Boden, wo die Kälte weniger hinkommt.

Bei einer anderen Kolonie lag eine fast ausgewachsene aber tote Kohlmeise im Nest. Was muss da wohl passiert sein!?

Beim nächsten Kasten brütete wohl ebenfalls ein Kohlmeisenpaar, sie stellten ein wunderschönes Nest her mit viel Moos, Tierhaaren und kleinen Federchen. Leider kam etwas dazwischen und sie konnten die Eier nicht ausbrüten, 6 Eier lagen im Nest.

Diese kleine tote Spitzmaus lag vor einem Nistkasten auf der Strasse. Auch die Spitzmaus ist kein Nagetier sondern zählt zu den Insektenfressern. Sie macht keinen Winterschlaf.

Dieses Vogelhäuschen hat dieses Jahr einmal etwas andere Mieter: die Hornissen haben ein voluminöses Nest gebaut. Trotz bereits einiger kalter Nächte sind sie Ende Oktober noch recht aktiv. Wir treten nicht zu nahe und leeren diesen Kasten erst im Winter.

Ein paar Kästen weiter klopfen wir ans Häuschen und ein Schwarm Wespen fliegt heraus. Wir nehmen schnell Reissaus, nicht dass wir gestochen werden. Auch dieser Kasten können wir erst im Winter leeren, wenn die Wespen eingegangen sind.

Im Laufe des Winters wurden rund 300 Nistkästen gereinigt; beschädigte oder alte Kästen werden ersetzt, damit es im kommenden Frühjahr wieder losgehen kann.

Es wurden im Laufe des Winters 331 Nistkästen gereinigt, verteilt auf 15 Kolonien. 255 Kästen waren mit Vögeln besetzt.

Die Meisen verzeichneten den grössten Anteil mit 175 Nestern, gefolgt von den Feldspatzen mit 59 Nestern. Als Raritäten bewohnten 6 Trauerschnäpper, 5 Kleiber, 7 Stare und 2 Gartenrotschwänze, sowie ein unbekannter Vogel, der viele feine Würzelchen und Ästchen zu einem Nest verflocht, in den Kästen.

Einige Nistkästen boten 12 Kleinsäugern wie Siebenschläfer oder Haselmäusen ein Plätzchen. Auch Insekten wie Wespen und Hornissen nutzten 6 Kästen.

48 Kästen wurden nicht bewohnt oder aber mit wenig Laubeintrag als Schlafplatz benutzt.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Besetzung der Kästen um 15% gestiegen, von 331 Kästen wurden 255 von Vögeln besetzt. Trotz dem misslichen und nassen Frühling brüteten doch viele Vögel in unseren Nistkästen. Ebenfalls stellten wir beim Reinigen fest, dass einige Kästen Doppelbruten aufwiesen, d.h. die gleichen oder andere Arten nahmen den Kasten für eine Zweitbrut in Beschlag.

Ein herzliches Dankeschön an alle Kolonienbetreuer/innen für ihre Arbeit. Hoffentlich gab’s die eine oder andere Überraschung beim Leeren oder eine tolle Stimmung im Wald zu erleben.

Bericht: Martha Sager Knechtli, Ornithologin/Nistkastenkontrolle