Die Weinbergschnecke

Alltag
Die Weinbergschnecke ist ein Einzelgänger und geht vor allem am Abend auf Nahrungssuche. Sie ist im Gegensatz zu vielen anderen Schnecken jedoch auch am Tag aktiv – vor allem dann, wenn das Wetter feucht und der Himmel bedeckt ist. Sie bewegt sich kriechend auf der Sohle ihres Fußes fort und hinterlässt dabei eine typische Schleimspur. Pro Minute kann sie bis zu sieben Zentimeter zurücklegen, das entspricht einem Tempo von etwa 4,2 Metern pro Stunde. Sie kann auch gut „klettern“, das heißt, sie kriecht ohne Mühe an Pflanzen oder Wänden empor. Bei Gefahr zieht sie sich komplett in ihr Schneckenhaus zurück. Der Schleim, den die Weinbergschnecke abgibt, dient verschiedenen Zwecken: Erstens verhindert er, dass sich die Schnecke verletzt, wenn sie über scharfe Steinchen oder Ähnliches kriecht. Zweitens sorgt der Schleim dafür, dass ihre Haut nicht austrocknet. Das ist für das Tier überlebenswichtig. Und drittens schützt er die Schnecke, wenn sie von kleinen Insekten angegriffen wird: Sie produziert dann blitzschnell große Mengen Schleim, den sie mithilfe von Atemluft schaumig aufbläst und so die Angreifer auf Abstand hält. Dabei gibt sie sogar zischende Geräusche von sich, die die Feinde zusätzlich abschrecken.

Die Weinbergschnecke orientiert sich mithilfe ihrer verschiedenen Sinne. Auf den beiden oberen Fühlern sitzen nicht nur die Augen, sondern die Schnecke kann mit diesen Fühlern auch riechen. Mit den beiden unteren Fühlern tastet und schmeckt sie. Hören kann die Weinbergschnecke jedoch nicht.
Im Winter fallen Weinbergschnecken in eine Kältestarre. Zuvor fressen sie reichlich, dann graben sie sich in die Erde ein, ziehen sich in ihr Gehäuse zurück und verschließen es mit einem Kalkdeckel, dem sogenannten Epiphragma. Während der Kältestarre schlägt das Herz der Tiere nur ganz langsam und sie können Temperaturen von bis zu -40 Grad Celsius aushalten. Wird es im Frühjahr wieder wärmer, stoßen sie den Kalkdeckel ab und kriechen wieder an die Erdoberfläche empor. Bei großer Trockenheit und Hitze verschließt die Schnecke das Gehäuse mit einer dicken Schleimschicht, sodass sie vor dem Austrocknen geschützt ist. Manchmal bildet sie zusätzlich einen Kalkdeckel.

Freunde und Feinde
Weinbergschnecken haben viele Feinde – vor allem die Jungtiere. Neben kleinen Säugetieren wie Igeln und Maulwürfen sowie Greifvögeln machen sich auch Insekten wie Ameisen sowie Milben und Spinnen über die Tiere her. Weinbergschnecken werden in einigen Ländern von Menschen gegessen. In Frankreich beispielsweise gelten sie als Delikatesse. Schnecken, die man im Restaurant serviert bekommt oder im Supermarkt kauft, stammen heute meist aus Osteuropa oder aus einer Zucht – von sogenannten Schneckenfarmen.

Nachwuchs
Weinbergschnecken sind Zwitter. Das heißt, jede Schnecke ist sowohl Männchen als auch Weibchen und besitzt männliche und weibliche Organe. Jede Weinbergschnecke muss sich aber mit einer anderen Weinbergschnecke paaren – die Tiere können sich nicht selbst befruchten. Paarungszeit ist von März bis Juni. Bei der Paarung, die bis zu 20 Stunden dauern kann, richten sich zwei Schnecken Fuß an Fuß aneinander auf, betasten sich mit den Fühlern, wiegen sich langsam hin und her und stoßen sich gegenseitig sogenannte Liebespfeile in den Fuß. Das sind etwa 11 Millimeter lange Kalkpfeile. Etwa vier bis sechs Wochen nach der Paarung gräbt die Schnecke eine Grube, in die sie 40 bis 60 weiße Eier legt. Danach verschließt sie die Grube mit Erde und überlässt das Gelege sich selbst. Etwa zwei Wochen später schlüpfen die Jungschnecken. Sie wiegen gerade einmal 0,1 Gramm und besitzen schon ein winziges, glasartiges Gehäuse. Nach dem Schlüpfen fressen sie ihre Eihülle, um den für die Bildung des Gehäuses nötigen Kalk aufzunehmen. Die Schale wächst bis zum Alter von etwa drei Jahren mit dem Körper der Schnecke mit. Dabei wird das Gehäuse nicht nur größer, sondern die Gehäusewand wird auch immer dicker. Weil ihr Schneckenhaus noch sehr weich ist, fallen viele Jungschnecken Fressfeinden zum Opfer. Nur etwa fünf von 100 Jungschnecken erreichen ein Alter von zwei bis drei Jahren, in dem sie geschlechtsreif werden und sich fortpflanzen.
Quelle: www.kindernetz.de